Das SCHMIEDING HAUS, Minden
Das "Haus Schmieding" wirkt älter als es eigentlich ist. Erst 1909 errichtete der Kaufmann Hermann Schmieding dieses Haus mit seiner malerischen Fachwerkfassade für seine Ehefrau.
Ehepaar Schmieding hatte im Dom zu Hildesheim geheiratet und bei dieser Gelegenheit hat seine Frau sich in das Knochenbrecher Amtshaus verliebt, sodass der liebende Ehemann ihr ein Gebäude in Anlehnung an dieses eindrucksvolle Gebäudes in ihrer Heimatstadt errichtete.
Es ist ein typisches Beispiel für die historisierende Baukunst des zu Ende gehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Baustile vergangener Epochen spiegeln sich hier wider.
Hier ist es die nordische Renaissance, auf die durch die Fachwerkgliederung, den vorragenden Erker und das sehr steile Dach Bezug genommen wird. Auch die reichen Pflanzenornamente weisen auf die Renaissance zurück, zeigen aber gleichzeitig deutliche Jugendstileinflüsse.
Über dem Erdgeschoss zeigt ein Fries in Form von Scherenschnitten Bilder aus der Mindener Geschichte:
Widukinds Taufe bei Minden 785
die Hochzeit Heinrich des Löwen mit der englischen Königstochter Mathilde im Mindener Dom 1168
der Besuch Kaiser Karls IV. 1377
die Reformation 1529
die Belagerung der Stadt durch die Schweden 1633
der Besuch des Großen Kurfürsten 1673
eine „preußische“ Ballszene von 1780
die französische Zeit 1806
die Eröffnung der Köln-Mindener Eisenbahn 1847
und die „moderne“ Zeit mit Auto, Rad und Zeppelin 1909.
Angelehnt ist die Gestaltung der Hausfassade an das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim.
Einer von Mindens ganz besonderen Pluspunkten ist die bekannte Gründungslegende um Karl und Widukind, die der Stadt den Namen "Minden" eingebracht haben soll: Im 8. Jahrhundert kämpften die heidnischen Sachsen gegen die Eroberung und die Christianisierung des Frankenkönigs Karl der Große. Auf dem Wiehengebirge bekehrte sich Sachsenherzog Widukind anlässlich eines Quellwunders zum Christentum. In seiner Burg am Weserufer kam es zum Friedensschluss. „Diese Burg soll nun ‚min und din‘ (mein und dein) sein“, bot Widukind an, worauf Karl der Große erwiderte: „So trage sie auch den Namen Min-din.“ So entstand der Name "Minden".
Regelmäßig um 09:30 Uhr, 12:30 Uhr, 15:30 Uhr und 19:30 Uhr erinnert das Figurenspiel „min+din“ am Haus Schmieding an diese Legende.