Das Haus
Einige Jahreszahlen für Sie: 1594 steht rot auf der Südseite des Hauses am Taubenschlagtürmchen. In diesem Jahr ließen die Herren Runtscheiner ihr Jagdschlösschen "Reich am Platz" also verschönern. Ihr Wappen sehen Sie über dem Tor und auf ihrer Grabplatte an der Pfarrkirche. Freitreppe und Loggia plante sehr wahrscheinlich Luca D'Allio, ein Schüler des großen Palladio. Steinmetz dürfte Bernardino Paino gewesen sein. Der Ansitz gilt als einer der bedeutendsten des "Überetscher Stils". Ein Tonnengewölbe lässt auf einen wesentlich älteren romanischen Kern schließen.
Eine Seltenheit: Die gesamte Grundparzelle steht unter Denkmalschutz.
Mitte des 17. Jahrhunderts kam der Ansitz in den Besitz der Familie Drescher.
16. September 1630: Der Schmied Martin Drescher heiratet zum zweiten Mal. Er ist der erste Drescher in Kalterer Urkunden. 18. Juni 1663: Sein Sohn Christoph findet sich in einem Schreiben des Kalterer "Fiscalen" an Erzherzog Sigmund Franz. Der Beamte der Staatskasse belegte Christoph Dröscher mit der hohen Geldstrafe von 500 Gulden, "umbwillen er mit der pixen auf das wildpret außzugehen sich angemast habe". Der Vater von sechs "unerzogenen" Kindern bat um einen Nachlaß - und mußte nur 200 zahlen. 13. Juni 1767: "Unser getreuer lieber Johann Martin Drescher, Gerichts Advocat zu Kaltern" und sein Bruder Joseph Anton erhalten von Kaiserin-Witwe Maria Theresia das Wappen. Er ließ sich "bei einem Militär Transporten zu Wasser als Marche CommiBarius nützlich gebrauchen".
Den Wappenbrief sehen Sie im Keller, das Siegel auf dieser Karte.
Zum Ansitz gehören seit jeher Weinberge und Felder. Die Drescher kelterten die Trauben in diesem Keller. Rechnungen belegen, dass die Drescher bereits um 1800 Wein mit Pferdefuhrwerken bis nach Innsbruck verkauften. Hundert Jahre später gab der k.u.k. -Gemeindekontrollor und nachmalige Bürgermeister Anton Drescher den Wein "über die Gasse" ab. 28. Juli 1964 eröffneten Karl Drescher und seine Frau, die Kellermeistertochter Marianne geb.
Werth, die Schänke. Es war der erste "Keller" seiner Art in Südtirol. Seither ist der Drescher-Keller Drehort zahlreicher Fernsehsendungen in ARD, ZDF, RTL, RAI und anderen. 2003 übersetzte Walter Angonese das Glashaus in das neue Jahrtausend: „Hochqualifizierte Architektur in der Nussschale...
- ein Meisterwerk" (Andreas Gottlieb Hempel). Außer gutem Essen und Trinken bieten Ihnen Theo Drescher und seine Eltern auch Kultur.
Höhepunkte bisher waren zwei Südtiroler Literaturtage mit Anita Pichler, Sabine Gruber und Joseph Zoderer sowie die Abende mit Robert Gernhardt, Andreas Maier und Helmut Schleich.